Die problematik
Was ist überhaupt los?
Hass, Stress und gefährliche Situationen zwischen Rad und motorisiertem Verkehr wird gefühlt immer mehr. Aber was ist da los? Und was können wir dagegen und für uns tun?
Als erstes sprechen wir vielleicht über die Annahme, dass es zu immer mehr unangenehmen Situationen im Verkehr kommt. Wissenschaftlich bestätigen, durch fundierte Statistiken, die genau diese Inhalte haben, kann ich dies leider nicht. Aber, wir können generell mehrere Dinge feststellen und belegen, die diesen Punkt direkt oder indirekt beeinflussen.
Warum?
Ursachen!?
Mehr PKWs
2023 wurde wieder die Summe der zugelassenen Fahrzeuge gesteigert. Insgesamt hat sich der KfZ Bestand seit den 80ern verdoppelt!
Mehr Fahrräder
Neben PKWs, hat die Corona-Zeit auch den Fahrradmarkt enorm boomen lassen.
Mehr Menschen
Neben mehr Fahrzeugen, gibt es natürlich auch mehr, die diese bewegen. Die Menscheit wächst und wächst.
Weniger Platz
Die schiere Anzahl an Fahrzeugen jeglicher Art, plus der Warentransport, der schwindende Platz für Wohnhäuser etc.
DiE Auswirkungen
Wie wirkt sich dies aus?
Ganz klar, „mehr, mehr, mehr“ und „weniger“ sind die hauptsächlichen Verursacher für unser empfinden, dass die Situationen mehr werden. Und die Zahlen geben eindeutig, mit etwas Logik, recht. Diese Entwicklung kann auch nur in mehr negativen Ereignissen münden.
Etwas gutes gibt es trotzdem, die Zahl der Verkehrstoten ist gegenüber den 80er Jahren gesunken. Wobei dieses ehr an erhöhten Sicherheitsmaßnahmen und -techniken der Verkehrsmittel liegt.
Traurig aktuell aber die Situation auf dem Rad. Dort steigt die Anzahl der Unfälle. Zwar sinken die auf Rädern ohne Motorunterstützung, aber Pedelecs steigen. Völlig normal, immerhin ist jedes zweite neue Rad eines mit E-Antrieb. Entsprechend verschiebt sich die Anzahl nach und nach. Ingesamt ist ein Negativtrend zu mehr Unfällen klar erkennbar.
Gleich vorweg, dies liegt nicht nur am Rad bzw. Fahrer:in!
Der Eindruck, dass wir also mehr Situationen haben trügt uns nicht. Denn durch die steigenden Verkehrsteilnehmer, wird es schlicht eng auf deutschen Straßen. Auch das wir Menschen mehr werden, beeinflusst dieses. Wir werden mehr in vor allem Städten. Kleine Dörfer werden zu großen oder große zu Kleinstädten etc. Mehr Menschen, mehr Verkehr und weniger Platz ergibt gleich mehr Konfliktsituationen. Ganz einfaches Mathe.
Diese Konflikte werden zusätzlich noch von sozialen Entwicklungen und Medien verstärkt. Umweltbewusstsein wird immer mehr Fokus. Entsprechend angegriffen fühlen sich durchaus Fahrer dicker SUV’s und werden aggressiv. Aber auch die Umweltverteidiger werden agressiver, mit entsprechenden Aktionen wie „Klimakleber“ etc. Das und z.B. Posts in Socialen Medien pushen den Effekt. Grad auch dort gilt „deeskalierend“ aggieren. Alles andere bewirkt das Gegenteil vom Gewünschten. So gern jeder sicherlich auch andere bekehren möchte, lasst es! Setzt die Zeit sinnvoller um! In einer Radfahrt, der Familie oder für bessere Radwege und Infrastruktur. Denn nur das wird die Situation langfristig verbessern. Wenn sich Rad und KfZ so wenig wie möglich begegnen.
Und nun?
Was kann ich tun?
Hier gibt es mehrere Dinge, die ich und du tun können. Fangen wir beim einfachsten an…
Wir können uns entspannen.
Klingt jetzt witzig oder ironisch? Ist aber nicht so gemeint. Wir, also ich und du stressen uns viel zu oft selbst und das völlig unnötig!
Ich muss auf eine Trainingsfahrt keinen Rekord brechen! Auch wenn das mir das Stravasegement suggeriert! Ich muss es nicht! Warum stressen lassen? Geht die Fahrt einfach entspannter an.
Wir können alternative Wege suchen.
Ja, ok… Das klappt nicht immer. Insbesondere auf dem Weg zur Arbeit oder auf der wo es generell ein Ziel gibt. Aber auch dort können kurze Umwege und/oder eine bessere Vorplanung uns entspanntere und schönere Wege mit wenig oder komplett ohne Verkehr bieten.
Ganz besonders können wir für Trainingsfahrten Routen aussuchen, die in entspanntere Regionen und vor allem weniger verkehrsreiche Straßen führen.
Ich zum Beispiel suche mir möglichst solche Straßen. Auch gerne ohne Radwege, denn dann gibt es auch kein „DA IST EIN RADWEG“ Gekeife von Verkehrsmuffeln. Insgesamt ist das deutlich entspannter und unterstützt uns so beim ersten Punkt.
Tipp:
Ihr seid neu im Radsport? Kennt eure Strecken noch nicht oder seid umgezogen? Strava bietet zum Beispiel eine Heatmap, auf der die häufig von Radfahrern benutzen Straßen ersichtlich werden. Darunter können auch Arbeitswege sein, aber zumindest sehe ich, dass dort mehr Räder unterwegs sind und das bedeutet meist, der Weg ist besser als der mit wenig Radverkehr angezeigte.
Weiterer Tipp. Geht auf RTF’s. RTF’s sind Rad-Touren-Fahrten, die von Vereinen ausgerichtet werden. Die Strecken sind ausgeschildert, ihr bekommt Verpflegung und könnt so eine schöne Tour haben. Hier lernt ihr oft die schönsten Strecken der Region kennen, auf denen Vereinsmitglieder gerne trainieren. Plus eventuell neue Kontakte.
Und zu guter letzt. Nutzt allgemein die Möglichkeit zu Gruppenfahrten, zum Beispiel in Facebook Gruppen, hier ist es ähnlich wie bei RTF’s.
Konfrontationen entschärfen
Das es zu Konftrontationen kommt, lässt sich nicht immer vermeiden. Wenn, geht nicht darauf ein. In den meisten Fällen wirkt ein Pöbeln, Anschreien etc. nicht entschärfend und bringt auch niemanden dazu sein Handeln zu überdenken! Belehrungen etc. sorgen mehr für Verhärtung/Ablehnung beim Gegenüber. Daher halte deine Wut zurück. Es wird dir nichts bringen. Drück dafür lieber aus Wut im nächsten Abschnitt etwas mehr auf die Pedale. Oder nutze deine Wut und wandel sie in Energie für den Kampf in der Politik. Also angagiere dich bei allem was für mehr Rad-Rechte im Verkehr kämpft.
Allgemein
Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Mit nacktem Finger auf andere zeigen ist einfach, aber wie oft verhält man sich selbst nicht richtig? Wann bist du das letzte mal mit dem Rad, zu Fuß etc. bei Rot über die Straße? Oder mit dem Auto zu schnell gefahren? Wir verhalten uns alle oft nicht richtig und statt andere zu belehren, arbeitet an euch selbst! Nur wer mit gutem Beispiel vorangeht, kann selbiges von anderen erwarten. Und meist ist das eigene Umdenken einfacher und schneller umgesetzt.
Also einfach auch mal fünfe grade sein lassen. Nicht als erster an der Ampel stehen müssen. Nicht am LKW vorbei fahren, dahinter bleiben und erst wenn sicheres Überholen möglich ist, dran vorbei. Verkehrswende beginnt viel schneller bei einem selbst, als bei den anderen. Und um so mehr dies tun, um so mehr andere folgend automatisch auch diesem Beispiel.
Ganz wichtig! A-Löcher wird es immer geben und die wird man auch nie bekehren! Sie werden meist einfach ein A-Loch bleiben. That’s life. Sorgt dafür selbst keines zu sein und das eure Kinder sich nie so benehmen. Dann ist schon viel getan.
Und nun?
Was könnten andere tun?
Nun, neben dem, dass andere sicherlich auch sich an mehr Entspannung halten könnten, gibt es vor allem Dinge die wir tun können, wenn wir grad kein Radfahrer sind. Wir können auch als Fußgänger darauf achten, dass wir nicht auf dem Radweg oder ohne zu schauen über diesen laufen und wir können im Auto ebenfalls uns so verhalten, wie wir uns das von KfZ Fahrer/innen im Alttag auf dem Rad wünschen.
Ein großen Anteil daran, was getan werden kann hat unsere Politik. Lokal allem voran. Hier wird viel zu wenig getan und teilweise werden Zahlen mit so Verkehrselementen wie „Fahrradschutzstreifen“ geschönt. DAS SIND KEINE RADWEGE liebe Politik! Das sind Todesmeilen! Hier bekommen Autofahrer/innen den Eindruck, ich darf an der gestrichelten Linie mit 5cm vorbei fahren, auch wenn daneben ein Rad fährt. Das ist Fakt!
Also hier der große Appell an die Politik mit solchem Blödsinn aufzuhören und richtige Verkehrsmaßnahmen umzusetzen.
Räder brauchen von KfZ und Fußgängern getrennte Wege! Ich verstehe noch immer nicht, warum man gepflasterte Wege für Rad und Fußgänger anlegt? Warum legt ihr nicht, wie andere Fahrradstädte/-länder es vormachen, den Radweg mit der Straße geteert an und trennt diese mit Pollern oder Bordsteinen im Abstand X?
Das wäre viel schneller, als einen Weg zu pflastern. Außerdem auf einigen Straßen sicherlich direkt so umsetzbar, in dem diese nur um Poller oder Bordsteine erweitert würden.
Und generell muss ein Radweg zukünftig für Straßen ab gewissen Klassen einfach zur Pflicht gehören! Keine Straße ohne Radweg!
Und auch in die Planung von Kreuzungen muss das Rad mehr eingebunden werden! Wenn ich so Kreuzungen wie in Osnabrück oder Hamburg sehe, in denen man sich erst einmal eine halbe Stunde den Verkehr ansehen muss, um zu verstehen woher und wohin man mit dem Rad soll, damit man dem „geplanten“ Weg über Ampeln folgt, dann streuben sich mir die Nackenhaare. Welcher Sohn eines Schwagers kann da nichts und ist Planer von so etwas geworden? Verkehrswege müssen intuitiv sein! Sonst sind sie gefährlich und werden nicht befolgt und werden damit zusätzlich gefährlicher.
Also angagieren wir uns alle, damit diese Ziele in der Politik anklang finden!
Schlusswort
Nur meine Meinung
Ganz ganz wichtig! Alles hier ist nur meine Meinung und Erfahrung. Das Thema ist komplex und kontrovers und muss nicht mit euren Überzeugungen übereinstimmen! Das soll es auch nicht. Aber eventuell den einen oder anderen zum Überlegen der eigenen Handlungen anregen.
Wenn wir alle etwas mehr Freude und Ruhe in die Welt tragen, wird die Welt auch entspannter sein.
In diesem Sinne, passt auf euch auf und Kette recht. =)