Warum TITAN?

Nachdem ich vor bereits drei Jahren mir einen China Carbonrahmen über die Firma HongFu Bikes fertigen lies, gab es den Wunsch auch etwas stabileres, langlebigeres zu haben.

Bild von Tom auf Pixabay
An dieser Stelle nicht falsch verstehen! Carbon und auch der Rahmen aus China ist absolut in Ordnung und ist ebenfalls sehr widerstandsfähig. Aber da es mich auch zum Bike-Packing und Radreisen hinzieht, wollte ich etwas, dass auch mal ein paar mehr Kilos vertragen kann. Zwar ist auch Carbon durchaus in der Lage als Reiserad zu dienen, ich würde es aber nicht persönlich empfehlen. Die meisten Hersteller geben eine maximale Belastung von 90-120kg an. Immer inklusive Fahrer und eben allem anderen, was nicht das Rad selbst ist. Also auch jeder Tasche und jede Wasserflasche etc.

Daher der Wunsch nach etwas aus Alu, Stahl oder eben Titan, welche natürlich auch einen gewissen Ruf hat. Es ist ähnlich leicht wie Aluminium, rostet nicht, flexed doch noch etwas und ist daher im Radsport sehr beliebt.

Die Suche Began

Suchkriterien

Hersteller

Wer stellt einen Titanrahmen her? Namen, Herkunft und Co.

Preisfaktor

Welche Preisrange gibt es? Wovon ist sie abhängig und was bekomme ich?

Optionen

Worin unterscheidet sich der Rahmen? Kann er angepasst werden oder ist er ein fixes Serienmodell? Etc.

LETS START IT

Die Vorbereitung

Ich schaute mich also nun um. Neben holländischen Marken, auch bei englischen und deutschen oder den Amis. Eines hatten alle gemeinsam, Titan war nie billig. Nicht falsch verstehen, billig sollte es auch nicht sein. Aber teilweise aufgerufene Summen von 4000-5000€ und mehr, nur für einen Rahmen (ohne Gabel etc.) waren mir zuviel.

Außerdem fahre ich auch gerne ein Rad, bei dem ich sofort sagen kann „Das ist meines“ und was meine Person wiederspiegelt in Design und Co. Eben keine Stangenware, die bis auf ein paar Nuancen sich wenig bis garnicht unterscheidet und man auf Events alle zwei Meter sehen kann. Das bin nicht ich. Andere mögen es Marke XY dick auf dem Rahmen stehen zu haben und damit dahinterstehende Investion direkt erkenntlich, ich eben nicht.

Da die Preise nun ordentlich gepfeffert waren oder mir die Modelle im niedrigeren Segement nicht zusagten, kam ich in den Suchergebnissen auf den einen oder anderen Titanrahmen aus bekannten China-Portalen. Nachdem ich auch in Foren immer wieder mich durch die Beiträge gescrollt hatte und mir recht sicher war, schrieb ich einen, der immer wieder erwähnten, Händler in China an. Die Rückmeldung kam erstaunlisch schnell, wovon ich erst einmal überrascht war, denn in Foren wurde dies tätsichlich teils anders kommuniziert. Manche berichteten gar von keiner Rückmeldung etc. (SPAM Ordner eventuell?)
Natürlich stimmte mich dieses gleich positiver in meinem Vorhaben und gegenüber dem Händler.

Leider war die erste Information etwas ernüchternd, denn mir wurde sofort mitgeteilt, dass ich einen Rahmen bestellen könnte, aber die Auftragslage und Lieferzeiten (Corona) die Auslieferung auf min. Mai oder Juni setzen würde. Das wären dann so zwei bis drei Monate gewesen. Kein Thema, dachte ich mir, ich müsste mir eh noch meine Schaltgruppe etc. zulegen. (Da wusste ich noch nicht, was das bedeuten würde. Dazu später etwas mehr.) Außerdem versterkte das nur mein Vertrauen in den Anbieter, wenn gleich mit offenen Karten und fair kommuniziert wird. Also… weiter, ich antwortete…

Hinweis

Einen Hinweis möchte ich an dieser Stelle geben.

Es gibt immernoch auch viele Müll aus China! Aber auch Goldstücke! 🙂 

Zum größten Teil Finger weg von Fakes (Markennachbauten)! Nicht nur, dass ihr euch mit Pech in Teufelsküche bringt beim Import, grad wenn es mal etwas mehr sind, es kann auch die Ware weg sein, wenn der Zoll das Paket prüft und konfisziert.

 

Bild von Walter Knerr auf Pixabay

Viel wichtiger ist aber, dass diese Waren zum größten Teil aus Fabriken stammen, die keine Fertigungs- und/oder Qualitätsstandards haben! Auch können identische Teile aus verschiedenen Fabriken stammen, da die Werkzeuge für diese Carbon-Waren in einem Sharingsystem benutzt werden. Das bedeutet jeder Hersteller kann diese Werkzeuge benutzten. Es ist also nicht, ABSOLUT NICHT ersichtlich wer diese hergestellt hat, da optisch auf Bildern gleich.

Auf den gängig bekannten China Shop Portalen kann somit ein Teil identisch aussehen und selbst beim gleichen Händler von anderen Fabriken kommen und somit eines technisch Müll sein und ein anderes durch Glück nicht. Und das ist dann wirklich pures Glücksspiel!

Bei einem Flaschenhalter mag das noch verschmerzbar sein (aber auch das ist z.B. in einer Gruppenausfahrt ein Risiko für Stürze, wenn eine Flasche aus einem gebrochenen Halter segelt). Spätestens bei Rahmen, Gabel und Laufradsatz hört der Leichtsinn am Besten auf!

Versteht es nicht falsch! Ich habe meine Rahmen aus China. Aber ich habe mich vorher erkundigt!

Tipps

Wenn Ihr aus China importieren wollte dann:

1. Zoll vorher checken (Was, wieviel? Darf ich das überhaupt Importieren?!)
Dazu könnt ihr eine Anfrage per Mail an den Zoll z.B. stellen. Das habe ich auch vorher so getan. Ihr bekommt dann eine in Beamtendeutsch verfasste Antwort und eventuelle Paragraphen etc. Aber das wichtigste stand für mich zumindest ersichtlich und verständlich drin.

2. Vertrauenswürdige Hersteller suchen.
Sucht euch unbedingt Hersteller, die am Besten bereits mehrere Jahre im Geschäft sind. Recherchiert zum Beispiel auf Google die Namen und in entsprechenden Foren. Kauft direkt beim Hersteller! Denn es gibt auch bereits einige chinesische Marken, die gefaked werden!

3. Kontaktieren. Fragen stellen. Nicht zu viele, aber auch nicht zu wenig!
Seit euch sicher, dass das Produkt, Größe, Design etc. für euch passt. Ein Umtausch ist bei guten Herstellern zwar möglich, aber durch Versand etc. entsprechend umständlich. Für euch extra gefertigte Teile sind meist nicht umtauschbar! Seit euch also absolut sicher!

Und letztlich solltet ihr auf jeden Fall Englisch verstehen. 😉 Und immer alles genau prüfen! Einmal bezahlt, einmal da, ist zurück mit unter teuer oder nicht möglich.

Hersteller, die ich kenne und bisher empfehlen kann sind Hongfu Bikes und Dengfu Bikes. Außerdem Waltly Titanium, wenn es um Titan geht.

Weitere bekannte Marken sind zum Beispiel iCAN und Seraph oder im Zubehör und Bekleidungsbereich Rockbros. Bei ersteren habe ich keine Erfahrungen damit. Letzteres mit Kleinkram wie Klingeln etc. war ich bisher zufrieden.

Inside factory

Walty Titanium

Hier mal ein paar Einblicke in die Fabrik von Waltly Titanium. Herzlichen Dank für die Bilder an dieser Stelle. (Bilder bei Waltly Titanium – www.waltlytitanium.com)

THE FINAL STEPS

Die Umsetzung

Ich schrieb mir also mit meinem mir erkorenen Händler für das Projekt „Titanrahmen aus China“. In meinem Fall war dies Waltly Titanium. Ich möchte hier ganz klar sagen, dass ich kein Geld oder Vergünstigungen dafür bekomme diesen Händler hier zu nennen, aber ich empfinde es als wichtig, das gute Arbeit auch entsprechend weitergegeben wird. Im weiteren Verlauf bleibt es einfach bei „Händler“.

Die ersten Mails gingen bei mir noch um die Klärung, was denn so möglich wäre. Designs bzw. Logos etc. Wie was kann umgesetzt werden, entspricht das meinen Vorstellungen?

Nachdem der Part geklärt war, ging es ans eingemachte. Ich bekam eine Mail mit einem Formular (Excel), in welchem ich die Daten der Geometrie eintragen konnte.

Hinweis: Es ist auch möglich eine Standardform zu bestellen. Dann übernimmt den Eintrag der Geometrie der Händler, er benötigt dann aber schon ein paar Eckdaten von euch.

Für mich war das einfach, da ich eine vorhandene Geometrie hatte. Die Daten können zum Beispiel von einem bestehenden Rad genommen sein oder aus einem vorherigen Bikefitting stammen.

Das ausgefüllte Formular sendete ich an den Händler zurück und bekam kurze Zeit später auch Rückmeldung, dass dieses in Kürze zu einem technischen Zeichner ginge.  Ein paar Tage später bekam ich die erste Zeichnung und mit Bitte um Prüfung. Ich prüfte alle Maße. Ein paar waren minimal verändert, was dem Rahmen geschuldet war und nicht in die Werte meiner Körpergeometrie einflossen.

Löblich hervorheben möchte ich, dass mich der Händler explizit auf den Steuerkopf (Winkel, Höhe etc.) und die damit vorgesehene Gabel angesprochen hat! Ganz ehrlich war ich überrascht, dass er das tat und bemerkt hat! Positiv überrascht!
Mein Titan sollte kein reines Rennrad und auch kein reines Gravel sein, daher hatte ich mich in der Geometrie zu einem Mix entschieden, was in einer ungewöhnlichen (und teuren) Gabellänge endet. Super das hier noch einmal nachgefragt wurde! In meinem Fall passte dies und war so vorgesehen. Hier wurde ganz klar, es wird mitgedacht und man möchte zufriedene Kunden! Danke schön! 🙂 

Auf den erstellten Zeichnungen zeichnete ich dann die von mir erstellten Logos ein. Diese übersendete ich ebenfalls und nach ein paar Rückfragen von beiden Seiten ging es dann recht schnell. Die Zahlung wurde geleistet und es hieß warten.

Und wieder positiv! Warten bedeutete hier, dass man immer wieder Produktionsrückmeldungen bekam. Entweder direkt per Mail oder, wenn man dem Instagram Kanal folgte (wie ich), über Bilder in Socialmedia. Dort waren auch regelmäßig Kundenbauteile zu sehen. Anhand der Zeichnungen konnte ich meine Teile sehr gut ausmachen. So war die Wartezeit kürzer und es war auch spannend, denn man sah den Prozess der Herstellung. Wenn auch in einem kleinem Umfang, aber sehr interessant und toll zu sehen. Vor allem die eigenen Parts.

Nach ein paar Wochen bekam ich auch eine Versandmeldung, die absolut im angegebenen Fenster lag. Zwar am letzten Ende, aber das war nicht schlimm… Corona sei Dank war der Rahmen nicht mein Problem. Meine Schaltgruppe trudelte Stück für Stück ein und Lieferzeiten einiger Komponenten zogen sich immer weiter nach hinten. Letzten Endes baute ich dann mein neues Rad nicht zum Sommer, sondern zum Winter auf. So kann es in solchen Zeiten leider gehen.

Am Ende kann ich nur sagen… Glücklicher besitzer eines Unikat-Titanrads. 🙂

Wie man sieht, habe ich mir auch noch ein eigenes Headbadge gegönnt. Dieses habe ich bei einer Schmuckherstellerin anfertigen lassen, die sich auch auf Headbadges spezialsiert hat. Wer daran interesse hat, kann sich hier bei Jenn in den besten Händen wissen. Vielen Dank für die tolle Arbeit von dir Jenn!
www.headbadges.com